Emmy wird zur Dedektivin

Der 3. Dezember beginnt für Emmy Winter schon vor dem ersten Licht. Den ganzen Abend zuvor hat sie an den verschwundenen Weihnachtsstern gedacht, im Traum hat er sie verfolgt und nun wacht sie mit demselben Gedanken auf. Das Rätsel lässt sie nicht mehr los – es brennt in ihrem Kopf wie ein kleines Licht, das nicht verlöschen will.

Noch bevor sie sich für die Schule fertig macht, kramt Emmy ein liniertes Heft aus ihrer Schublade hervor. Es ist ihr „Detektivheft“, wie sie es nennt – ein ganz normales Schulheft, dessen Seiten sie schon früher mit kleinen Rätseln, Skizzen und Beobachtungen gefüllt hat.

Nach der Schule macht sich Emmy ohne Umwege auf den Weg zu den Lindners. Der Schnee knirscht unter ihren Stiefeln und der kalte Atem malt kleine Wolken vor ihr in die Luft. Während sie geht, blättert sie gedanklich schon in ihrem Heft weiter, stellt sich vor, wie sie Zeilen füllt, Beobachtungen sammelt und Schritt für Schritt dem Geheimnis näherkommt.

Als sie vor dem festlich geschmückten Haus ankommt, sieht sie Ben Lindner im Garten. Er kniet unter einem Busch, die Stirn in Falten gelegt, während er im Schnee nach etwas sucht. „Hallo, Ben!“ ruft Emmy mit leuchtenden Augen. „Habt ihr den Weihnachtsstern immer noch nicht gefunden? Ich würde so gerne bei der Suche helfen!“ Ben richtet sich auf, wischt sich den Schnee von den Händen und lächelt erleichtert. „Das wäre großartig, Emmy! Jede Hilfe ist willkommen. Der Stern ist so wichtig für uns – ich habe schon überall gesucht, aber er bleibt wie vom Erdboden verschluckt.“

Entschlossen tritt Emmy näher, zieht ihr Heft aus der Tasche und klappt es auf. „Vielleicht haben wir etwas übersehen. Manchmal verstecken sich Dinge an den unerwartetsten Orten.“

Ben wirft einen neugierigen Blick auf das Heft. „Ein richtiges Detektivbuch? Na, dann sind wir ja bestens gerüstet.“

Mit neuem Schwung beginnen sie, die Umgebung abzusuchen. Emmy notiert dabei kleine Beobachtungen: Fußspuren im Schnee – gehören wohl den Nachbarn. Zweige am Baum etwas verschoben. Immer wieder beugt sie sich tief herunter, mustert den Boden oder späht unter Sträucher. Aber keine Spur vom Stern. Ihr Herz klopft, während sie sich wie eine echte Spürnase fühlt.

Die Dämmerung senkt sich über das Dorf, erste Lichter flackern in den Fenstern ringsum. Noch immer ohne Lösung, aber mit einem klaren Ziel im Kopf, verabschiedet sie sich von Ben.

In ihr wächst der Entschluss: Sie wird den Stern finden. Und ihre nächste Frage führt sie direkt ins Haus der Lindners …

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